Gründung

... unserer Feuerwehr


Wie auch in den meisten Städten führte auch bei uns ein Großbrand zur Gründung unserer Feuerwehr. Es brannte am 24. September 1908 das Anwesen des Landwirtes Arians in Borgstede (an dieser Stelle steht heute ein Mehrfamilienhaus).


Bedingt durch das große Feuer mit starkem Funkenflug, geriet auch das 50 m entfernte Bauernhaus von Heinrich Inhülsen, Bockhorner Straße 17, an zu brennen. Nur durch die schnell gebildeten Eimerketten der Nachbarn konnte dieses Haus gerettet werden. Bei der Brandbekämpfung des Scheunenbrandes von Landwirt Arians wurde auch die gemeindeeigene Handdruckspritze aus Büppel eingesetzt, jedoch gab es zu dieser Zeit keine ausgebildeten Feuerwehrleute in der Landgemeinde Varel.

 

Für die Scheune gab es keine Rettung mehr, sie brannte komplett nieder.

 

In der Tageszeitung „Der Gemeinnützige“ wurde am 26. September 1908 ausführlich über diesen Brand berichtet sowie der allgemeine Zustand bezüglich der Brandbekämpfung in der Landgemeinde heftig kritisiert. So stand wörtlich in der Zeitung: „Ein Trauerspiel war wieder die Feuerlöscheinrichtung der Landgemeinde. Nach vielen Irrfahrten wurde schließlich gegen drei Uhr die Spritze auf den Brandherd gebracht, wo es natürlich nichts mehr zu retten gab. Wir haben vor Jahresfrist schon einmal darauf hingewiesen, dass hier unbedingt Remedur 1) geschaffen werden muß und sollte dieses größere Brandunglück erneut auf eine Verbesserung der Feuerlöscheinrichtung der Landgemeinde hinweisen.

 

Wie leicht hätten hier mehrere Häuser dem Elemente zum Opfer fallen können, wo eine gut eingerichtete Spritze mit geübter Mannschaft dem Feuer leicht ein Ziel gesetzt hätte.“


1)=Abstellen von Übelständen


Angeregt durch das Großfeuer und dem Bericht des Gemeinnützigen ergriffen die Einwohner der Bauerschaften Borgstede (mit Winkelsheide) und Jeringhave (mit Tange und Rotenhahn) nun die Initiative, selber eine Feuerwehr zu gründen. Als Organisator und eigentliche Gründer fand sich der im ganzen Oldenburger Land bekannte, vielseitige und vor allem zielbewusste Kaufmann Gustav Schimmelpenning aus Borgstede. Schimmelpenning hatte ein Landhandels-, Brennmaterialien und Haushaltswarengeschäft sowie eine Bäckerei bei der Schule in Borgstede.


Am 31. Oktober 1908 war es soweit. Unter der Leitung von G. Schimmelpenning fand die Gründungsversammlung im damaligen Gasthof Klees in Winkelsheide statt. Unsere Feuerwehr wurde gegründet. Nachdem Ziel und Zweck einer Feuerwehr diskutiert waren, traten noch auf der Versammlung 37 aktive Mitglieder sowie 15 passive Mitglieder der Feuerwehr bei.


Bereits sofort im Anschluss der Versammlung, konnten weitere 24 aktive Einwohner aufgenommen werden. Anders als heute wurden damals weit mehr Mitglieder in einer Feuerwehr benötigt. Sie wurden gebraucht für die Bedienung der Handdruckspritze und zur Bildung von Eimerketten, aber auch die damalige unzulängliche Alarmierung mittels Alarmhörner führte dazu. Zur Jahrhundertwende leben in der Bauerschaft Borgstede ca. 300 Einwohner, in dem dazugehörigen Dorf Winkelsheide ca. 200 Einwohner. Um den hohen Mitgliederbedarf abdecken zu können, wurde die Bauerschaft Jeringhave, mit dem dazugehörigen Dörfern Rotenhahn und Tange mit in die Feuerwehr einbezogen.


Bei der konstituierenden Versammlung am 15. November 1908 wiederum im Gasthof Klees hatte unsere Feuerwehr bereits 61 aktive Mitglieder. Auf der Versammlung wurde dann das von der Kommission ausgearbeitete Statut angenommen, es bestand aus 12 Paragraphen. Unter anderem wurde zum Beispiel die Mitgliedschaft unkündbar auf drei Jahre festgelegt, erst dann war eine Kündigung mit halbjähriger Frist möglich.

 

Weiter sollten mindestens im Jahr vier Übungen abgehalten werden. Der Verwaltungsrat (heute Ortskommando) bestand aus acht Herren, die jeweils für drei Jahre gewählt wurden. Die gesamte Wehr unterstand dem Hauptmann, die Mitglieder hatten dem Verwaltungsrat unbedingten Gehorsam zu leisten. Dem Hauptmann standen Belobigungen der Mitglieder, aber auch Verweise zu, der Verwaltungsrat hingegen legte Geldstrafen für unentschuldigtes Fehlen bei Übungen (25 Pfennig) und Bränden (50 Pfennig) fest. Aber auch Prämien wurden festgelegt. So gab es zum Beispiel für denjenigen 10 Mark, der die Feuerspritze zum Brandherd brachte und 5 Mark erhielt man für den mit Wasser gefüllten Wasserwagen.


Der Name der Feuerwehr wurde dabei auf „Freiwillige Feuerwehr Borgstede-Jeringhave“ festgelegt.